Trauerbegleitung im Trauerprozess

Was ist Trauer?

Trauer ist die mit Schmerz verbundene Reaktion auf einen erlebten Verlust. Dabei ist der erlebte Schmerz nicht abhängig von einer allgemein festgelegten „Größe“ des Verlustes. Der Schmerz eines Menschen mit dem Schmerz eines anderen Menschen ist nicht vergleichbar.

Die Reaktionen auf einen Verlust können sich auf verschiedenen Ebenen bemerkbar machen:

  • im Verhalten: sozialer Rückzug,  Reizbarkeit, Verlust des Interesses an anderen, Weinen, Unruhe
  • kognitiv:  schlechte Konzentration, Entscheidungsschwäche, Gefühl der Unwirklichkeit
  • emotional: Schock, Traurigkeit, Verzweiflung, Scham, Schuld, Taubheit, Angst, Furcht, Reue, Wut, Hilflosigkeit, Suizidgefährdung
  • körperlich: veränderter Appetit, veränderter Schlafrhythmus, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Kältegefühl
  • geistig: Hinterfragen der bisherigen Wert-/Glaubensvorstellungen und Überzeugungen, Sinnverlust

Trauermodelle

Die unterschiedlichen Stufen der Trauerbewältigung werden auch als Trauerphasen beschrieben. Obwohl alle Menschen anders trauern und unterschiedlich lange brauchen, ähneln sich die Erfahrungen vieler Trauernder in zahlreichen Punkten.

Die bekanntesten Modelle der Trauerphasen stammen von Verena Kast und Elisabeth Kübler-Ross, welche vier beziehungsweise fünf Phasen der Trauer beim Verlust eines geliebten Menschen beschreiben. Diese verschiedene Phasen können verallgemeinert werden auf jeden Trauerprozess und damit auch auf jeden Verlust, sei es eine Trennung/Scheidung, der Verlust einer Arbeitsstelle oder der Verlust eines Haustieres.

 

Die Schweizer Psychologin Verena Kast beschreibt vier Phasen im Trauerprozess.

Phase 1: Nicht-Wahrhaben-Wollen

Unmittelbar nach dem Tod eines geliebten Menschen stehen Trauernde unter Schock: Sie können und wollen nicht glauben, was passiert ist. Viele Menschen fühlen sich in dieser Situation isoliert und hilflos, sogar verzweifelt. Oft leugnen sie ihren Verlust. Diese Trauerphase bildet den Anfang des Trauerprozesses. Sie kann wenige Stunden, oft aber auch Tage oder mehrere Wochen dauern.

Phase 2: Aufbrechende Emotionen

In der zweiten Phase der Trauer brechen Gefühle wie Wut, Schmerz und Zorn auf. Aggressionen gegen sich und die Welt können auftreten. Viele Trauernde erleben auch Schuldgefühle.  Je nachdem wie eng die nun verlorene Bindung war, kann diese Phase Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern.

Phase 3: Suchen und Sich-Trennen

In der dritten Phase der Trauer findet eine innere Auseinandersetzung mit dem Verlust statt. Trauernde suchen Orte der Erinnerung auf, lassen gemeinsame Erlebnisse Revue passieren und führen stille Zwiegespräche. Durch das bewusste Abschiednehmen können sie den Verlust besser verarbeiten. Diese Trauerphase kann schön, aber auch sehr schmerzhaft sein. Sie dauert Wochen, Monate oder Jahre. In ihrem Verlauf entscheiden sich die Trauernden, den nächsten Schritt zu gehen und Ja zum (Weiter-) Leben zu sagen – oder weiter zu trauern.

Phase 4: Neuer Selbst- und Weltbezug

In der letzten Phase der Trauer stellt sich allmählich innerer Frieden ein. Der Schmerz tritt in den Hintergrund. Die Trauernden haben den Verlust akzeptiert und beginnen, neue Pläne zu schmieden und die Gegenwart neu zu gestalten. Die Erinnerung bleibt jedoch ein wichtiger Teil davon.

 

Die schweizerisch-US-amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross wurde durch ihr Buch „Interviews mit Sterbenden“ aus dem Jahr 1969 weltbekannt. In ihrem Buch stellt sie ein Modell vor, nach dem Menschen beim Sterben fünf verschiedene Phasen durchlaufen. Diese spiegeln sich im Empfinden der um sie Trauernden wider.

Phase 1: Leugnen

Ähnlich wie Verena Kast beobachtet Kübler-Ross in der ersten Trauerphase ein Nicht-Wahrhaben-Wollen der Betroffenen, das häufig mit einem Gefühl der Isolierung einhergeht. Sie versuchen, den Befund zu verdrängen. Diese Phase beginnt bereits mit der Nachricht vom bevorstehenden Tod. Sie können dem Trauernden helfen, indem Sie anbieten, sich gemeinsam mit ihm mit der Diagnose oder dem Tod auseinanderzusetzen.

Phase 2: Zorn

Die zweite Trauerphase beschreibt Kübler-Ross als eine Phase der Wut. Sie richtet sich gegen den Sterbenden, weil er den Trauernden verlässt oder bereits verlassen hat, und/oder gegen andere Menschen, weil sie weiterleben dürfen. Diese Gefühle sollten zugelassen und freigesetzt werden. Um die Trauerarbeit zu unterstützen, können Sie als Ansprechpartner da sein und dem Trauernden zuhören. Nehmen Sie es keinesfalls persönlich, wenn sich seine Wut einmal gegen Sie richten sollte.

Phase 3: Verhandeln

Diese Phase der Trauer hält meistens nicht lange an. Die Betroffenen beten zu Gott oder versuchen, sich durch alltägliche Verrichtungen einen Aufschub des Unvermeidlichen oder eine Erleichterung ihrer Schmerzen zu erhandeln. Oft stecken verborgene Schuldgefühle hinter solchen Verhaltensweisen. Deshalb kann es den Trauernden helfen, wenn sie mit einem Menschen darüber sprechen, der ihnen nahesteht. Tagebuch schreiben ist ein guter Weg, um sich ungelöster Konflikte in der Trauerarbeit bewusst zu werden.

Phase 4: Depression

Die vierte Phase der Trauer ist nach Kübler-Ross von einem Gefühl der inneren Leere, aber auch von Reue und Verzweiflung geprägt. Betroffene grübeln über ihren Verlust nach, was sie versäumt haben und was sie hätten anders machen sollen. Mit Geduld und Mitgefühl können Sie dem Trauernden helfen.

Phase 5: Akzeptanz

In der letzten Trauerphase haben die Betroffenen Emotionen wie Wut, Hoffnung oder Schmerz bereits hinter sich gelassen. Sie befinden sich in einem Zustand der Resignation: Der Kampf ist vorbei und der Tod akzeptiert. Diese Phase kann für Trauernde und die Menschen, die sie begleiten, besonders schwierig sein. Angehörige erleben häufig negative Reaktionen wie Ablehnung oder Zurückweisung. Es ist wichtig, dass Sie dem Hinterbliebenen trotzdem weiterhin zur Seite stehen. Psychologen empfehlen, dass Sie weiterhin zuhören und für ihn da sind.

Ein Trauerprozess läuft nicht unbedingt statisch ab. Trauer kann auch in Wellen kommen und gehen. Zwischen dem Erleben tiefer Trauer kann es zum Erleben positiver Gefühle bis hin zu großer Freude kommen, um dann wieder in das Erleben tiefer Trauer zu wechseln. Dabei nimmt die Intensität der Trauer im Lauf der Zeit ab, so dass die Trauerwellen erträglicher werden, bis die Trauernden ihr Gleichgewicht irgendwann wiederfinden.

Trauerbegleitung bei kleiner oder stiller Geburt - Sterneneltern und Sternengeschwister

Die Bezeichnung "stille Geburt" steht für die Geburt eines toten Babys. Die nachhaltige Stille, die sich verdichtet durch das Fehlen des Schreiens eines Babys, durch die Betroffenheit aller Beteiligten, vielleicht auch durch die Unsicherheit von Familie/Freunden/Bekannten, wie sie mit den Sterneneltern umgehen sollen, erzeugt ein zutiefst schmerzhaftes Erleben von Verlust.

Mit diesem Verlust stehen Mama, Papa und Geschwister manchmal völlig ohne Vorankündigung vor der großen Herausforderung, die bisherigen Pläne/Phantasien über die Gegenwart und Zukunft komplett erneuern zu müssen - verletzt und kraftlos...

Es ist sehr wichtig, sich zunächst viel Zeit zu nehmen, um Schritt für Schritt wieder ins Leben zu finden. Sie bnötigen nun Zeit, um    

- ihr Weiterleben ganz praktisch zu organisieren und zu gestalten          

- ihre Gefühle bewusst zuzulassen und wahrzunehmen

- zu lernen, dem verlorenen Baby einen guten Platz im weiteren Leben einzuräumen

um schließlich den Verlust akzeptieren zu lernen.

Diese Herausforderungen können bewusst angenommen werden, d.h. bewusst in eine aktive Auseinandersetzung mit dem Verlust und den Emotionen, die im Trauerprozess entstehen, zu treten. 

Warum Trauerbegleitung?

Es ist gut und wichtig, wenn man in den Phasen der Trauer nicht alleine ist, sondern sich gute und sensible Begleitung sucht, damit man in der Trauer nicht stecken bleibt. Lassen Sie sich helfen - im persönlichen Umfeld oder auch im professionellen Bereich!

Im persönlichen Bereich fragen Sie vor allem in der ersten  Trauerphase um Hilfe. Sie brauchen Mitgefühl, vielleicht auch Unterstützung bei Aufgaben des Alltags und Unterstützung beim Organisieren der Bestattung und Trauerfeier. Geben Sie den Menschen in ihrem Umfeld, wenn sie sich anbieten, die Möglichkeit, Ihnen vielleicht durch Kochen/Backen oder Putzen oder Zuhören zu helfen und dadurch ihre eigene Betroffenheit auszudrücken.

Professionelle Trauerbegleitung ist vor allem ab der zweiten Trauerphase hillfreich, wenn Sie das Gefühl haben, dass "alle" wieder ihrem "Alltag" nachgehen, wenn die Welt sich "normal" weiterdreht - nur für Sie selbst ist sie immer noch stehen geblieben. Lassen Sie sich professionell begleiten, wenn Sie denken, dass ihre starken Gefühle für Ihre Angehörigen und Ihren Freundeskreis "zu viel" sind, wenn Sie nicht wissen, wie Sie den auftretenden Schmerz immer wieder bewältigen sollen, wenn Sie an der Sinnlosigkeit Ihres Daseins schier verzweifeln.

Trauerbegleitung ist eine Brücke zwischen eigener, selbsttätiger Trauerbewältigung und einer Psychotherapie. Mein professionelles Handeln kann Sie in ihrem Trauerprozess darin unterstützen, intensive Gefühle zuzulassen und zu verarbeiten.

Trauerbegleitung bei Verlust von Eltern oder Geschwistern

Hieran wird gearbeitet.

Trauerbegleitung bei Trennungen/Scheidungen

Hieran wird gearbeitet.

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